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Was für Aussichten!

Was für Aussichten!

Ein seltsames Gefühl ist es, vom Richtfest und anderen lang ersehnten Ereignissen rund um die bunte butze schon wieder in der Vergangenheit schreiben zu dürfen. Wie viele Monate hatten wir gewartet, wie viele Besprechungen endeten mantraartig mit der Frage nach Holz, dessen (un-)erwartbarem Lieferdatum und dem kleinschrittigen Vorangehen auf dem und für das Dach… Um es kurz zu sagen: viele!
Und noch mehr Nerven wurden dabei aufs Äußerste gedehnt, denn jeden Moment konnte sich der Holzpreis ändern. Damit  hätten unsere kühnsten Vorstellungen den Bach hinunter gehen können. Doch es ist nicht geschehen – vielmehr haben sich unsere ans Herz gewachsenen Gewerke ins Zeug gelegt, um bei schwierigsten Witterungsverhältnissen das endlich gelieferte Holz mittels Arbeitsstunden in einen Dachstuhl zu verwandeln und uns ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk zu bereiten.

So kam es, dass wir am 17.12.2021 kurz nach dem heiligen Mittag auf dem Dachstuhl der bunten butze versammelt standen, um unserem Zimmermann Christian Lauer bei seinem Richtfestspruch zu lauschen, ein Schnapsglas zu zertrümmern, auf dass der Dachstuhl halte, einen letzten symbolischen Nagel einzuschlagen und mutige Gedenkbilder von der schönsten Aussichtsstelle Stadtfeld Osts zu schießen.

Unseren Richtfestspruch zum Nachlesen gibt es hier:

„Mit Gunst und Verlaub”
Hier steht gar herrlich anzuseh´n
die Bauleut werden´s gern gesteh´n
die bunte butze wird’s genannt
in ganz Stadtfeld schon bekannt (und berüchtigt).
Hier steht das neue Dach frisch aufgericht.
fleißig taten alle ihre Pflicht,
die am Bau mit tätig war´n
und scheuten weder Müh´n nicht, noch Gefahr´n.
Auf alten Mauern und festem Grund, das Dachgespärr blickt in die Rund.
In seines Holzwerks voller Pracht,
recht als ein Meisterwerk vollbracht,
damit´s für lange Zeit zum Nutz
den Menschen biete sichern Schutz.
Beschützt sei das neue Haus
und alle die da gehen ein und aus.
Die Bauleut, ihre Lieben,
mög´nie ein Leid betrüben
Und allen, die hier unten steh´n,
wünsch ich viel Glück und Wohlergeh´n
Der letzte Schluck, er gilt der Ehre,
des Handwerks dem ich angehöre
Du Glas, zersplittere im Grund!
Geweiht sei dieses Haus zur Stund.

Dass das Richtfest in dieser herausfordernden Zeit nicht zu dem rauschenden Fest wurde, die dem Projekt eigentlich gebühren würde, war schwer zu ertragen aber notwendig. Die verschiedenen Anlässe werden in der Zukunft sicherlich nachgeholt – mindestens mit einer so wundervollen Ausschmückung wie derzeit zum Richtfest. Dessen Kranz entstand, wie auch die bunte butze selbst, als Gemeinschaftswerk – Danke an Susann, Tanja, Grit, Katja und allen, die daran mitgewirkt haben.

Hauskauf

Hauskauf

Nach mehreren nötigen Terminverschiebungen konnte am 15.04.2020 endlich der herbeigesehnte Notartermin stattfinden. Corona zum Trotz fuhr Falk im Namen aller nach Halle/Saale, um dort in einem Büro einen Vertrag zu unterzeichnen, der die bunte butze GmbH zu Eigentümern einer Immobilie in Stadtfeld Ost machen sollte. Von der Unterschrift und dem erfolgreichen Verlauf des Termins erfuhr der butzeKern bereits innerhalb weniger Minuten – die Euphorie, die durch die Kanäle verschiedener Smartphones drangen, war groß. Und gleichzeitig gemischt mit der Aufmerksamkeit für eine große Verantwortung. In den nächsten Monaten und Jahren werden wir – mit grandioser Hilfe auch unseres Netzwerk, unserer Unterstützer*innen – beweisen dürfen, dass unsere Idee, unser Konzept, unser gesamtes Vorhaben schlüssig und tragfähig ist. #aufauf.

GmbH, Verein, Genossenschaft, Gemeinnützigkeit?

Lange haben wir darüber gesprochen, in welcher Rechtsform wir die bunte butze am besten zum Leben erwecken könnten. Schnell war für den butzeKern klar, dass wir alle kein Geld damit machen wollen, dass es uns nicht um Profite geht. Eine mögliche Gemeinützigkeit stand im Raum – aber wir verwarfen sie. Zu viele Dinge, die wir hätten beachten müssen – zu viel, was unsere Ideen vielleicht einschränken könnte, wenn es später darum gehen sollte, Mittel anzusparen für verrückte Folgeprojekte. Denn bei der Gemeinnützigkeit müssten wir ja regelmäßig nachweisen, dass wir für alle offen sind, keine eigennützigen Zwecke verfolgen, keinen Gewinn erwirtschaften oder wenn, dann schnell wieder zweckgebunden verbrauchen. Das ist zwar auch das Ziel – aber wir wollen ja nicht maßgeblich verwalten, sondern auch die Möglichkeit nutzen, den kreativen Fluss des Machbaren immer weiter zu befüllen.

Dann lief uns die Genossenschaft über den Weg. Verschiedene Expert*innen wurden befragt und es hieß: “Kneift’s euch, das kostet jährlich Geld, die Genossenschaft aufrecht zu erhalten und euer Finanzvolumen ist eigentlich zu klein, als dass sich eine Genossenschaft lohnen würde.” Von den Expert*innen ließen wir uns leiten und entschieden uns für die Konstruktion:

GmbH + Verein

Beides in Kombination ist das, was uns die größte Freiheit, die größte Absicherung und die besten Form der Mitbestimmung, Selbstverwaltung und Mitwirkung aller Nutzenden und Beteiligten ermöglicht. Gemeinschaftlich soll nicht nur das (dann sanierte) Eigentum, sondern auch dessen Entwicklung unterstützt werden.

Eine GmbH, also eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, hilft, dass der bunteKern nicht (in jedem Fall) mit dem privaten Vermögen haftet, sollte das Projekt der bunten butze scheitern. Wir haben einen Großteil unserer privaten Rücklagen zusammengeworfen, um den Eigenanteil der GmbH zu finanzieren. Die GmbH kauft nun auch das Haus, nicht der butzeKern privat. Damit gehört das Haus (nun ja, bis der Kredit abbezahlt ist, der GLS Bank, dann aber) der Rechtsform, in keinem Fall den Einzelpersonen. Um unseren Anspruch sozialen Besitzes auszudrücken, steht bereits im Gesellschaftervertrag, dass wir mit dem Betrieb und der Verwaltung der bunten butze keinen (privaten) Gewinn anstreben, sondern mit der GmbH für Erhalt, Sanierung und Entwicklung der Immobilie einstehen. Ein Teil unseres Gesellschaftervertrags lautet daher:

“Gegenstand des Unternehmens ist der Erwerb von Grundbesitz an Häusern und Grundstücken zur sozialgebundenen Vermietung und Verwaltung in Selbstorganisation mit dem altruistischen Ziel, sozialverträgliche Mieten in den erworbenen Objekten langfristig und generationenübergreifend sowie unabhängig von dem an Wertsteigerung der Immobilien orientierten Immobilienmarkt zu garantieren und den Mieter*innen darüber hinaus die Selbstorganisation ihres Wohnraumes zu ermöglichen. Eine Vermögensbildung, welche die nötigen Mittel zur Realisierung des angestrebten Unternehmensgegenstandes überschreitet, wird ebenso wie eine private Vermögensbildung ausdrücklich nicht angestrebt.”

Da der butzeKern sich in allen Angelegenheiten um Transparenz bemüht, war uns die konkrete Ausformulierung im GmbH Vertrag als Grundlage aller Arbeit besonders wichtig. Ein bisschen haderten wir damit, nicht eine Genossenschaft gründen zu können – unserer Meinung nach hätte sie noch eher unsere Absicht wirklich in eine Rechtsform gegossen. Denn in einer Genossenschaft sind schon bereits vom juristischen Standpunkt betrachtet, alle Beteiligten auch Verantwortliche und gleichberechtigt.

Da für uns alle jedoch die bunte butze das erste Projekt dieser Größenordnung und dieses Bereichs (Sanieren, Bauen, Kaufen) war, beließen wir es dabei und vertrauten auf die Beratungen von verschiedenen Stellen. Die GmbH mit diesem konkreten Statement im Gesellschaftervertrag sowie unsere Absicht der Vereinsgründung für alle Nutzenden, musste genügen. Schon zu viele Tage und Wochen waren verstrichen durch die Beratungen und die Verhandlungen im butzeKern – der Eigentümer verlangte nun konkrete Handlungen. Nach der Entscheidung für die GmbH, besuchte der butzeKern zwei Fachanwälte, um die Gesellschafter*innenvertragsgestaltung und die gesamte Organisations- und Entscheidungsstruktur rechtlich abklopfen zu lassen. Der Vertrag ging hin und her, die persönlichen Unterlagen aller zukünftiger Gesellschafter*innen wurden kopiert, gebündelt und an einen Notar übermittelt.

Nun, am 30. Januar 2020 ist es endlich soweit – der butzeKern trifft sich in der Hegelstraße, vis-à-vis mit der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt und der Milchkuranstalt, um eine offizielle juristische Person notariell beglaubigen zu lassen. Im Anschluss brauchen wir schnellstmöglich ein Bankkonto, auf das dann die Einlagen aller Gesellschafter*innen überwiesen werden. Erst danach können wir beim Registeramt offiziell eingetragen werden. Auch das wird noch mindestens weitere sechs Wochen dauern.

UND DANN! – kann es richtig losgehen.
Dann steht der Bankkreditvertrag an, kann das Haus gekauft werden, der Grundbucheintrag vorgenommen werden, dürfen die Gesellschafter*innen nach weiteren Wochen Wartens auch offiziell Geschäfte für die bunte butze angehen.

PS: Nachdem wir am 30. Januar 2020 beim Notar unsere GmbH zur Beglaubigung angemeldet haben, erhielten wir die Informationen, dass die Genossenschaft doch nicht so nachteilsbelastet wäre, wie wir dachten oder wie wir beraten wurden… Auch diese Frage der Rechtsform wird uns also weiter beschäftigen.